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Deutscher Alpenverein, Sektion Dortmund e.V.

Eine erlebnisreiche Kletterwoche am Wilden Kaiser

Eine erlebnisreiche Kletterwoche am Wilden Kaiser

„Jetzt schnell, noch die achte Seillänge, dann sind wir oben auf dem Gipfel!“

„Nein, ich hab’s mir überlegt, wir seilen sofort ab. Da vorne ist eine Cumulus Nimbus!“

Aber von Anfang an…

Vom 18. bis zum 24. Juli erlebten wir, sieben Kletterbegeisterte und die beiden Fachübungsleiter der Sektion, Michael Meyer und Henry Kirsten, am Kaisergebirge eine ereignisreiche Woche. Ausgangspunkt war das Stripsenjochhaus auf 1.580 m Höhe.

In den ersten beiden Tagen lernten und festigten wir das kleine ABC des alpinen Kletterns. Das ging von A wie Ablassen und Abseilen, über Klettern und Sichern in Seilschaften, Lose Rolle und Notfallausrüstung bis hin zu Z wie Zeitmanagement.

Am dritten Tag durften wir die Klettergärten verlassen, um eine richtige alpine Mehrseillängentour in Angriff zu nehmen. Dieser Tag sollte abenteuerlich werden! Wie das kam? Also…

Michael zog mit Katrin und Sebastian los, und wir anderen fünf starteten mit Henry in zwei Dreierseilschaften. Die ersten vier Seillängen klappten super, und wir waren gar nicht enttäuscht, uns „bloß“ Touren im 4. Schwierigkeitsgard ausgesucht zu haben: Denn das Absichern und Finden der Routen stellten ganz neue Anforderungen an uns Neulinge im alpinen Gelände! Dennoch lagen wir super in der Zeit.

Euphorisch kamen wir an der ersten Terrasse an. Bei herrlicher Aussicht legten wir eine kurze Mittagspause ein und hatten gedanklich schon die vier Seillängen der nächsten Tour in der Tasche.

Aber unverhofft kommt oft, wie sich noch zeigen sollte. Um Zeit zu sparen, kletterten wir das sich anschließende 3er Gelände ungesichert. Allein der Gedanke daran trieb einigen schon die Schweißperlen auf die Stirn. – Trittsicherheit und Fortbewegung in dieser Höhe lernt man eben nicht in der Kletterhalle. – Wem das noch leicht fiel, der hatte spätestens bei der folgenden Kraxelei über gähnendem Abgrund ein schmales Band entlang die Buxe voll;-)

Aber auch das war noch kein Problem, die nächste Seillänge rief schon! Wir zack zack hinauf, dabei spontan eine neue Variante erschlossen. Steinschlag gab es dazu gratis.

Ab dem darauf folgenden Stand wurden unsere Pläne endgültig durchkreuzt. Henry und seine Seilschaft kämpften sich zwar ihre Tour tapfer hoch, aber die drei anderen blieben in ihrer stecken. Zweimal fiel Benny, der vorstieg, volle Kanne ins Seil und fluchte: „Das ist doch nie im Leben eine 4-!!!“

Hier ergriff Henry die Gelegenheit, zum Super-Henry zu werden: als erstes ließ er sich zur zweiten Seilschaft ab und stieg ihr diese Seillänge vor. Als zweites ließ er sich erneut ab, um den letzten Nachsteiger, der sich vergeblich am Fels versuchte, exklusiv in die Kunst des Hochprusikens einzuführen. Danke, dass Du uns aus dieser Lage erlöst hast, Super-Henry!

Während dieser Aktionen jedoch hatten Henry und wir völlig die Zeit aus den Augen verloren. Gegen 19:00 Uhr mussten wir feststellen, dass wir immer noch die letzte Seillänge und 2,5 Stunden kraxeligen Abstieg vor uns hatten.

Hier schließt sich nun unser Kreis. Henry trieb uns an:
„Jetzt schnell, noch die achte Seillänge, dann sind wir oben auf dem Gipfel!“, änderte dann aber doch rasch seine Meinung: „Nein, ich hab’s mir überlegt, wir seilen sofort ab. Da vorne ist eine Cumulus Nimbus!“

Ja ja, die schaurig-schöne Cumulus Nimbus – vermutlich werden die meisten von uns diese ambossförmige Gewitterwolke nicht mehr so schnell vergessen!

Der Rest in Kürze: So schnell es ging, seilten wir uns bei Blitz, Wind und Donner ab. Im Stockdunkeln erreichten wir den zur Hütte führenden Weg. Dort kam uns Michael zum Glück mit Stirnlampen entgegen. Erleichtert und erschöpft gelangten wir noch vor dem großen Regen zur Hütte, wo wir sogar noch eine deftige Brotzeit bekamen.

An den übrigen Tagen ließen wir das Erlebte noch mal gründlich Revue passieren, erkundeten die Klettergärten und lernten Nützliches zur Bergrettung.

Lieber Henry, lieber Michael, herzlichen Dank für die tollen Tage mit Euch. Wir haben viel von Euch gelernt und hatten eine Menge Spaß!

Conni und Ansgar