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Deutscher Alpenverein, Sektion Dortmund e.V.

Bericht Christalloscharte

Bericht Christalloscharte

Wie ein Fisch im Schnee
Meine Skitour mit den Kumpels vom Ruhrpott
Rainer Bayreuther

Meine Skitour mit den Kameraden der Sektion Dortmund begann mit einer Portion Forellen. Ich war am Donnerstag 31.3.2016 zur Skitourengruppe der Sektion Dortmund auf ihrer Sektionshütte dazugestoßen. Mit ihrem Führer Bernd Rescheleit hatten die da schon ein bis zwei Wochen Skitouren rund um die Dresdner und Dortmunder Hütte in den Beinen – und entsprechend Hunger. Also gings für mich, der ich vollgefuttern aus dem Flachland kam, erst mal mit zum Fischessen in einem Gasthof an der Kühtaistraße. Dass ihr mich dann am nächsten Tag untrainiert wie ich war mit zur Hinteren Karlesspitze (2641m) genommen habt, vergesse ich euch nie. Der Anstieg begann mit glitschigen Eisplatten im Wald, die Fische in meinem Bauch werden gejuchzt haben. Weiter oben entschied Bernd angesichts der frühsommerlichen Temperaturen souverän, das sonnenbeschienene Wetterkreuz rechts liegen zu lassen und mit den Harscheisen den steilen Westhang der Karlesspitze hochzukratzen. Strahlende Aussicht und Firn bei der Abfahrt.

Am Freitag verabschiedeten sich die meisten Dortmunder nach Hause. Bernd, Paul Niemeyer und ich fuhren weiter in die Dolomiten. Unterwegs luden wir Michael Meyer ein, der aus Dortmund dazustieß. Paul hatte eine Ferienwohnung an einer dunklen Talkreuzung zwischen Toblach und Cortina gebucht. Von allen Seiten bedrohten uns Dolomitenriesen. Warme Nachttemperaturen und Lawinenstufe 2 bis 3 trugen nicht gerade zur Beruhigung bei. Aber das Bergsteigerleben besteht darin, den Herausforderungen aufs Dach zu steigen. Also setzten wir am Morgen des 1.4. die Skier in den Sulzschnee der Cristalloscharte. Im steilen Gully, den wir mit den Steigeisen gingen, und in der steilen Rampe hoch zur Scharte, die dann doch überraschend fest und griffig war, kam kein Gedanke an Aprilscherze auf. Um die Mittagszeit hatten wir die 1400 Höhenmeter unter uns, die Sonne strahlte durch die Scharte und schickte uns durch den Riesenhang wieder hinunter, so lange er noch ein Lebensraum für Bergsteiger und nicht einer für Forellen war.

Das schöne Sommerwetter und die Vorräte an Sonnencreme wollten einfach nicht zu Ende gehen. Also nahmen wir auf dem Weg zurück noch den Dürrenstein mit. Von der Cristalloscharte sieht er aus wie ein Geodreieck: senkrechte Wand nach Norden, schiefe Ebene nach Süden. Von der Plätzwiese auf rund 2000m stiegen wir die schiefe Ebene, auf der wundersamerweise noch immer Schnee lag, in langen Schleifen bis zum Gipfelkreuz auf 2839m hinauf. Drüben der Monte Cristallo wie ein schwarzer Diamant mit eingelagertem weißen, senkrecht scheinenden Band zur Cristalloscharte hinauf. Gutes Gefühl, das Ding in der Tasche zu haben. Und schön, die alten Bekannten dort oben wieder zu treffen: im Westen den gemeinen Adamello, der mich mal bös reingelegt hat, im nördlichen Hauptkamm die seriösen Herren Zuckerhütl, Venediger und Glockner, im Osten die durchgeknallte Familie Dolomiti. Wir fuhren durch die riesigen, hindernisfreien Firnhänge ab wie Forellen im Gebirgsbach.

Bernd der Unersättliche hatte noch immer nicht genug. Hinterm Brenner bestand er darauf, ins Obernbergtal abgesetzt zu werden, um dort die nächste Sektionsausfahrt zu erkunden. Bernd, falls du dort noch Schnee gefunden haben solltest, wir kommen mit dorthin nächsten Winter!