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Die Sellrainer Hüttenrunde vom 31. Juli bis 6. August 2022

06.08.2022

Es begann schon sehr vergnüglich. Peter hatte mir eine Mitfahrgelegenheit organisiert, und so fuhr ich zusammen mit der mir bis dahin unbekannten Martina von Arnsberg aus ins Kühtai. Während wir entspannt dahin fuhren, hatten wir Zeit, uns über unsere Wanderleidenschaft auszutauschen und ein bisschen aus dem Leben der anderen zu erfahren.

Lediglich die Sperrung des Fernpasses hielt uns eine Stunde auf, das Abendessen auf der Dortmunder Hütte erreichten wir gerade noch. Hier trafen wir unsere Mitstreitenden Peter, Anke, Henning und Andre. Nachdem Peter uns einen Überblick über die Hüttenrunde gegeben und uns auf den morgigen Anstieg vorbereitet hatte, verschwanden wir in unsere liebevoll, mit viel Holz eingerichteten Zimmer.

Morgens ging es dann mit dem Bus von Kühtai nach Sellrain. Nachdem wir aufgrund einer Wegesperrung einen kleinen, unbeabsichtigten Ausflug in den Wald gemacht hatten, verlief die erste Etappe zum Westfalenhaus ohne weitere Verzögerungen. Zuerst ging es mehr oder weniger über eine Fahrstraße durch den Wald, im letzten Drittel dann über den Sommerweg entlang einiger Zirben und des Baches. Oben angekommen wurden wir auf der urigen Hütte herzlich empfangen. Wer mochte konnte noch Kaffee und Kuchen an einem Tisch mit herrlicher Aussicht genießen, eine Dusche nehmen und sich ausruhen, bevor ein reichhaltiges Abendessen serviert wurde. Danach folgten ein wenig Karten lesen üben und einige Infos zur morgigen Etappe.

Die zweite Etappe begann etwas anspruchsvoller. Bergan und über ein kleines Plateau, auf dem Schafe grasten. Kurz vor dem steilen Aufstieg zum Roten Kogel zogen Wolken auf. Oben angekommen spielte der Wind mit den Wolken. Immer wieder konnte man durch eine Wolkenlücke einen Blick auf die Umgebung erhaschen. Dadurch ergaben sich immer wieder andere Eindrücke. Plötzlich lichteten sich die Wolken und wir bekamen freie Sicht auf den Lüsener Ferner. Einerseits ein grandioser Anblick, andererseits erschreckend, wie stark der Gletscher offensichtlich bereits zusammen geschmolzen ist.

Für den steilen Abstieg nach Praxmar brauchte es dann viel Kraft in den Knien. Über schöne Wiesen abwärts, dann wieder ein kurzes Stück hinauf zum Gasthof Praxmar. Einige hatten noch nicht genug und machten noch eine Extraschleife, der andere Teil ließ sich zu Kaffee und Kuchen bzw. einem kühlen Getränk nieder. Das Abendessen im Gasthof Praxmar war sicherlich das Beste auf der ganzen Tour. Das Drei-Gänge-Menü ließ keine Wünsche offen. Die Entdeckung des Abends: die „ goldige Tirolerin“, ein ziemlich guter Weißwein. Zwischenzeitlich stieß Martinas Ehemann Norbert zu uns, erschöpft von einer langen Anfahrt. Nach dem ausgiebigen Essen und Erzählen folgte noch eine kurze Abstimmung für den morgigen Tag. Vier von uns würden den Weg über den Zischgeles in Angriff nehmen, drei von uns etwas gemütlicher den gleichmäßig aufsteigenden Dr.-Siemon-Weg zum Westfalenhaus.

Während Anke, Norbert und ich uns also am nächsten Tag Zeit ließen und die eine oder andere Pause mit herrlicher Aussicht auf den Lüsener Fernerkogel und Co. genossen, kämpfte sich der Rest über den Zischgeles. Das schon übliche Prozedere folgte: Kaffee und Kuchen vs. Kaltgetränke, sitzen, reden, ausruhen und ein fantastisches Abendessen mit angeregter Unterhaltung. Überhaupt gab es jede Menge gute Gespräche über spannende Themen auf der T

Am nächsten Morgen ging es über die Münsterhöhe in Richtung Zischgenscharte. Auf der Scharte angekommen, wurden wir mit einem grandiosen Blick belohnt. Zur einen Seite wieder der Lüsener Ferner, vor uns die Schöntalspitze, nach Nordwesten die Möglichkeit eines gefühlt ewig weiten Blicks. Und irgendwo da unten lag die Pforzheimer Hütte, unser nächstes Ziel. Einige ganz fitte nahmen noch mal eben die Schöntalspitze mit, während der Rest von uns sich schon mal auf den Weg abwärts begab. Für mich war es das erste mal, sich an einem Drahtseil entlang eine Scharte steil nach unten zu hangeln und die Füße dabei nicht immer auf den Boden zu bekommen. Alleine wäre ich da nicht runter gegangen, aber dank Peters ruhiger Anweisungen, wie ich greifen und wohin ich wann meine Füße setzten sollte, war es kein Problem.

Über jede Menge Geröll ging es dann abwärts. Noch mal Blicke zurück, wieder grandios, aber auch wieder erschütternd und ergreifend, weil da eben kein Gletscher mehr ist, wo mal einer war. Letzter Anstieg zur Pforzheimer Hütte. In den Hängematten dort lässt es sich prima entspannen, Blick in den Himmel, irgendwo eine Kuhglocke, leise Stimmen im Hintergrund. Beim Abendessen erfuhren wir, dass für den nächsten Tag ein Unwetter angesagt war. Au weia. Peter entschied, dass wir daher nicht den geplanten, längeren Weg in Richtung Schweinfurter Hütte und Abbiegung zur Dortmunder Hütte nehmen, sondern am nächsten Tag direkt nach Sankt Sigmund absteigen würden.

Auf dem Weg hinunter begleitete uns noch die Sonne. Wir stiegen daher kurz vor Kühtai aus dem Bus aus und machten uns auf zur Drei-Seen-Hütte. Kurz vor der Hütte fing es dann an zu regnen – und hörte nicht mehr auf. Wir genossen noch kurz unsere Getränke, im Hintergrund rollte das Gewitter an – nichts wie runter in die gemütliche Dortmunder Hütte. Abends machten wir dann eine Abschlussrunde, bei der wir die Tour Revue passieren ließen.

Nach der erfolgreichen Hüttentour gab es noch das Angebot sich am Samstag im Klettersteig zu üben. Ein Großteil der Gruppe entschied sich dazu das Angebot wahrzunehmen und so den Vormittag vor den abendlichen Festlichkeiten auf der Dortmunder Hütte anlässlich des 90-jährigen Jubiläums noch am Berg zu nutzen. In Fahrgemeinschafen ging es ins Ötztal hinab und an den Piburger See zum Übungsklettersteig. Der Steig im Schwierigkeitsgrad B/C lässt sich in etwa 15 Minuten durchklettern und enthält fast alle Situationen, die „oben am Berg“ auftauchen.

Nach einer ausführlichen theoretischen Einführung und neugierigen Fragen der Teilnehmenden ging es dann mit Gurt, Klettersteigset und Helm in die Wand. Waren die ersten Schritte noch sehr respektvoll und vorsichtig, stellte sich schnell Begeisterung ein und alle Teilnehmenden probierten eifrig das Gelernte aus. Details und Feinheiten wurden nach dem ersten Begehen geklärt und es ging noch zwei weitere Male in den Klettersteig. Jedes mal mit sicheren Schritten und mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das Material. Zum Schluss wurde sogar noch die Begehung mit Rucksack geübt, um auch dafür ein Gefühl zu entwickeln. Zufrieden und mit ein paar kleineren Blessuren ging es zum wohlverdienten Eis in Oetz und dann zur Jubiläumsfeier in der Dortmunder Hütte.

Es war eine Runde mit fantastischen Ausblicken, gemütlichen Hütten, guter bis phänomenaler Küche und vielen interessanten Gesprächen. Peter, Anke, Andre, Henning, Martina und Norbert, danke für diese unvergessliche Tour!!!