24.07.2025
Von der Mantova-Hütte brechen wir in der Morgendämmerung Richtung Gnifettihütte auf. Bei besten Bedingungen lassen wir unsere nächste Unterkunft links liegen und stapfen mit vielen andern Seilschaften zur Vincentpyramide (4215m), deren Gipfel wir allerdings für eine Weile bei bester Sicht für uns allein haben. Im Abstieg nehmen wir noch das benachbarte Balmenhorn mit und gönnen uns dort eine längere Pause. Zurück geht es entspannt, bei zunehmend weichem Schnee und entsprechendem Einsinken, aber schweißtreibend zur Gnifettihütte. Dort nutzt der ein- oder andere die Nachmittagsstunden für ein Erhohlungsnickerchen, bevor es abends das typische vier-Gänge-Menü gibt (eigentlich Wahnsinn für die Höhe und in Anbetracht der Hüttenversorgung per Heli).
25.07.2025
Heute steht mit der Signalkuppe (4554m), wo wir auf der Capanna Margherita übernachten werden, und der Zumsteinspitze (4563m) der Höhepunkt der Tour an. Bei insgesamt guten Bedingungen (bisweilen ohne Sicht, manchmal sehr windig, dann wieder sonnig ...) kommen wir gut voran. Die Aussicht auf den schmalen und steilen Firngrat zur Zumsteinspitze behagt nicht jedem, sodass ein Teil der Gruppe im Sattel zwischen den beiden Gipfeln wartet. Zurück vom Gipfelabstecher geht es wieder vereint bei immer weniger Sicht, zunehmendem Wind und Schnee rasch zur Capanna (wo das Finden des Eingangs die nächste Herausforderung darstellt). Die Hütte ist picke-packe voll, aber das routinierte Hüttenteam hat alles im Griff - auch hier gibt es das übliche Menü (und Nachschlag - und man kann selbst einen einzelnen Espresso mit Karte bezahlen - das nur mal als Hinweis an die Betreiber mancher österreichischer Hütten), Wahnsinn! Dass wir hier hoch sind, wird uns bewusst, als ein Mitglied einer anderen Seilschaft aufgrund von stärker werdenden Höhenkrankheitssymptomen mit dem Heli ausgeflogen werden muss. Uns geht es gut - morgens sind wir uns aber einig darüber, dass erholsamer Schlaf etwas anderes ist.
26.07.2025
Ein straffes Programm: Bei starkem Wind brechen wir früher auf und steigen von der Cappana Margherita zur Seilbahnstation Indren ab und fahren nach Staffal, wo uns zur Mittagspause eine leckere Lasagne sowie Back- und Kaffeespezialitäten erwarten. Danach machen wir uns auf zur Sella-Hütte, von wo wir am letzten Tag den Castor in Angriff nehmen wollen. Dazu fahren wir mit dem Lift auf der gegenüberliegenden Talseite zum Colle Betta und beginnen den rund 900 Höhenmeter langen Anstieg. Hier zeigt sich, bei zunehmend schlechtem Wetter, dass die Strapazen der vergangenen Tage Spuren hinterlassen haben. Nach etwa 700 Höhenmetern, vor dem letzten anspruchsvollen Wegstück zur Hütte, entscheidet sich die Gruppe zum Umkehren - der Castor muss warten.
So trennen sich die Wege der Teilnehmenden einen Tag früher als geplant – zurück bleiben Erinnerungen an eine wunderschöne, fordernde Woche voller einmaliger Momente, in der nebenbei nicht nur viel über Ausrüstung (Rucksäcke, Smartwatches, Brillen), sondern auch über Gott, die Welt, die Moral, verschiedene Wirtschafts- und Gesellschaftsentwürfe und vieles mehr gefachsimpelt wurde.
Tourenbericht Marlon Philipp und Mario Kötter