Nachdem im letzten Sept. die zweite Hälfte unserer Trekkingtour wegen Dauerregen, der uns auf der Alpe Spluga in 1800 m Höhe festgehalten hat, ausgefallen war, wollten wir die geplante Trekkingtour, um die 2 nächsten Hütten erweitert, in diesem Sept. fortsetzen.
Wiederum nach der Zugreise bis Locarno und einer Viertelstunde Busfahrt erreichten wir am 7.9. abends unsere erste Selbstversorgerunterkunft in Aurigeno im Maggiatal. Nach einem Abendessen im Restaurant und einem knappen eigenen Frühstück und Busfahrt von etwa 15 Minuten waren wir wieder am Sonntagmorgen in Giumaglia, um die etwa 1600m hochzusteigen zur Alpe Spluga. Schon an der Haltestelle begann es zu regnen, so dass wir uns sofort wieder wasserfest anziehen mussten. Das fing ja nicht gut an! Nach etwa 5 ½ h hatten wir die Alpe erreicht. Glücklicherweise konnten wir wieder unsere doch etwas feuchten Sachen und teilweise nassen Schuhe an dem Holzfeuer (Brennholz gab es genug) in einem alten Herd trocknen. Aber in der Nacht gab es zum Glück einen Wetterwechsel und in den folg. Tagen hatten wir nur Sonne und Wolken und keinen Regen mehr.
Der erste Treckingtag war landschaftlich sehr schön, aber herausfordernd (T 4, teilweise bis T 5-), mit mehr als 1000 Höhenmetern, sehr steilen Auf- und Abstiegen, längeren Passagen über anspruchvolles Blockgelände und lang – etwa 10 Std. Erst gegen 19 Uhr erreichten wir die Capanna Tomeo (1739m), eine bewirtschaftete Unterkunft. Das tolle Abendessen entschädigte uns für den harten Tag. Norbert ist am nächsten Morgen die 1000m ins Maggiatal abgestiegen und hat sich drei Tage die schöne Landschaft bei Locarno angesehen.
Wir anderen 8 sind wieder früh bei bestem Wetter gestartet zur Selbstversorgerhütte Alpe Fontana mit über 800m Aufstieg, mehr als 1100m Abstiegen und 11km Strecke (T 4-) durch wunderschöne Landschaften, die wir abends kurz nach 19 Uhr erreichten. Nur das Nötigste wurde noch erledigt: wir kochten uns Spaghetti mit Tomatensauce, hatten dazu Dosenbier und Wein, legten im seitlich offenen Dachgeschoss Matratzen auf den Boden und schliefen gut. Zum Glück war es in der Nacht nicht kalt.
Am dritten Tag erreichten wir nach wiederum sehr schönen Bergregionen und steilen Auf- und Abstiegen, einem kurzen Bad im kalten Lago di Mognola (2003m) das Örtchen Fusio (1289m) am Maggiatalschluss unterhalb des Stausees und übernachteten dort bei bestem Essen wieder in der Osteria Dazio. Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Ulla und Martin ebenfalls nach Locarno (Fuß- und Knieproblem), um sich dort mit Norbert zu treffen.
Da die nächste Etappe über die Berge zu lang (18km, 1800m) gewesen wäre (außerdem gesperrt worden war wegen Schäden durch ein Unwetter Ende Juni), fuhren wir sechs per Postbus im Maggiatal abwärts und stiegen in Peccia in einen kl. Zubringerbus um ins Seitental bis Piano di Peccia (1038m). Von dort starteten wir zur Etappe durch dieses Tal, das im Juni ebenfalls verwüstet worden war durch ein extremes Hochwasserereignis, so dass der Wanderpfad über einige Streckenkilometer verlegt worden war, bis zum Talende und dann hoch hinauf zur Capanna Poncione di Braga (1992m), wo neben uns nur noch 4 weitere Gäste Unterkunft gesucht hatten: schön gelegene Hütte, sehr nettes Gastwirtspaar.
Waren wir bisher immer morgens bei etwa 8-10 Grad aufgebrochen, so überraschten uns nun 2 Grad minus und eine dünne Schneedecke. Nach fast 3 Std. mit zeitweise starken Windböen hatten wir den Pass (2800m) erreicht und blickten hinunter auf Robiei (1965m), den Talschluss des Bavonatals (gr. Seitental des Maggiatals) und Endpunkt der Seilbahn. Waren bis dahin auf allen Abschnitten immer sehr gute Weg-markierungen vorhanden, so mussten wir diese mühsam bei den ersten 200 m Abstieg durch das Felsplattengewirr hindurch suchen. Danach war der Weg gut sichtbar und führte uns an einigen glasklaren Bergseen vorbei hinunter zur Capanna Basodino (1856m), in der wir uns einen Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen gönnten. Das Abendessen dort war überwältigend: als Vorspeise eine Platte mit köstlichen Käse- und Schinkensorten der Schweiz, danach ein toller Hauptgang und Nachtisch.
Am nächsten Morgen begann unser Abstieg ins Bavonatal mit einem steil hinunterführenden schönen Fußweg entlang des tief unten schäumenden Bavonabachs. Danach hatten wir leider eine 12 km lange Asphaltstraße zu marschieren bis zur Postbusstelle in Bignasco bei der Einmündung ins Maggiatal.
Dieses Tal war beim Unwetter im Juni streckenweise total verwüstet worden – es starben damals mehrere Touristinnen durch einen Erdrutsch in einem angemieteten Haus, von den steilen Seitentälern waren Tausende Tonnen Gestein jeder Größe heruntergedonnert. Am schlimmsten hatte es den kleinen Ort Fontana erwischt, der am Hang lag und durch Hunderte Tonnen Gestein aus dem Seitental zerrissen worden war: mehrere Häuser waren verschwunden mit fast 2 Dutzend Toten, Autowracks lagen zerknautscht im Talgrund,
seit Wochen schon wurde aufgeräumt und die lebensnotwendigen Leitungen für Strom, Wasser etc. neu verlegt. Einige der größten Felsblöcke aus dem Seitental heruntergespült hatten mehr als Raumgröße.
Leider wird die Gegend um das Maggiatal immer wieder von ähnlichen Katastrophen heimgesucht – diesmal allerdings war es wohl außergewöhnlich schlimm.
Nach einem Kaffee sowie einer Kugel Eis fuhren wir mit dem Bus bis kurz vor Locarno nach Gordevio zu einem kleinen Hotel, in dem wir nach einem opulenten Abendessen die letzte Nacht verbrachten.
Am nächsten Morgen ging´s dann per Bus zum Bahnhof in Locarno und zurück per Zug.
Andrea, Barbara, Hildegard, Martina und Norbert, Ulla, Fred, Martin, Walther